Schule als Lebensraum
Die Schule ist ein Ort, an dem sich Kinder und Jugendliche zu einem Großteil ihres Alltages aufhalten. Hierbei spielt das Schulklima eine besonders wichtige Rolle. Indem es ein Gefühl von Zusammengehörigkeit aller Mitglieder der Schulgemeinschaft sowie ein Identifizieren mit seinem Lebensraum schafft, werden die persönliche Entfaltung und die Förderung der Sozial- und Kommunikationskompetenzen begünstigt. Herrscht ein angenehmes Schulklima, dann halten sich die Schüler*innen gerne in der Schule auf und beteiligen sich am Alltagsgeschehen. Demzufolge stehen Schulklima und Wohlbefinden in der Schule in einem engen Zusammenhang.
In diesem Sinne hat die Schule die Aufgabe, neben der formalen Wissensvermittlung und der Vorbereitung auf das Arbeitsleben, Kindern und Jugendlichen einen Ort der sozialen Begegnung anzubieten. Dieser stellt eine ideale Basis für die persönliche und soziale Entwicklung sowie für die Aneignung von Fähigkeiten dar, ausgehend von non-formalen Bildungsansätzen und den Prinzipien der Jugendarbeit.
Die Prinzipien der Jugendarbeit und ihre Umsetzung in der Schule
Wie lassen sich die Prinzipien der Jugendarbeit und non-formale Bildungsansätze im schulischen Kontext umsetzen?
Im Jahre 2016 fanden im Ministerium für Bildung, Kinder und Jugend bereits erste Reflexionen über das verstärkte Integrieren von non-formalen Ansätzen und den Prinzipien der Jugendarbeit an Schulen statt. Die non-formale Bildung, welche als Ergänzung zur formalen Bildung zu betrachten ist, stellt ein noch junges Konzept im luxemburgischen Bildungssystem dar, wenn auch die Jugendarbeit bereits auf eine lange Tradition zurückblicken kann, insbesondere in den Jugendhäusern.
Wie bereits erwähnt, spielt das Schaffen eines Ortes der sozialen Begegnung, an dem sich die jungen Menschen freiwillig und gerne aufhalten, eine besonders wichtige Rolle im Hinblick auf die Jugendarbeit und non-formale Bildung. Wie aber gestaltet man einen solchen Ort in der Schule?
Die Niederschwelligkeit, und damit verbunden die niederschwellige Präventionsarbeit, sind in diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben, da den Jugendlichen auf diesem Weg die Möglichkeit geboten wird, mit den Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen in Kontakt zu treten, ohne sich dabei gezielt zu diesen zu begeben, um zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Dienst in Anspruch nehmen zu können. Dies setzt die direkte Präsenz und den unmittelbaren Kontakt mit dem Jugendlichen voraus. Die Sozialpädagog*innen und Erzieher* innen tauchen in die Welt der jungen Menschen ein und sie halten sich genau dort auf, wo die Jugendlichen sich treffen, so zum Beispiel im Schulhof, an bestimmten Treffpunkten oder in einem „Jugendtreff”. Ein passender Ausdruck wäre hier „Die Jugend treffen”, wobei mehrere Dimensionen damit angesprochen werden: Einerseits treffen sich die Jugendlichen untereinander, andererseits treffen die Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen auf die Jugend. Auch enthält der Begriff „treffen” hier den Aspekt von „jemanden erreichen” oder „berühren”, im Sinne von Zugang erhalten zu dem Jugendlichen und seiner Lebenswelt. Hier sei aber hervorgehoben, dass mit der direkten Präsenz des Fachpersonals keineswegs gemeint ist, dass dieses sich dem Jugendlichen „aufdrängt” oder in den Raum der Jugendlichen „eindringt”.
Vielmehr geht es darum, eine Vertrauensbasis zu schaffen, das heißt anhand des niederschwelligen Angebots eine Beziehung auf personaler und sozialer Ebene zu den jungen Menschen aufzubauen, so dass sich ein freiwilliges Zusammentreffen ergibt, auch wenn dieses innerhalb des schulischen Kontextes und im schulischen Raum stattfindet. Der junge Mensch tritt freiwillig mit den Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen in Kontakt, nimmt an Aktivitäten teil, da sie in Bezug zu seiner Welt stehen und in seiner Lebenswelt stattfinden.
Zudem kann das niederschwellige Arbeiten in diesem Zusammenhang als „Eingangstor” bezeichnet werden, indem der Jugendliche aufgrund seines Vertrauens mit den Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen in Kontakt tritt, sich ihnen eventuell anvertraut. Oder umgekehrt, es werden gewisse Auffälligkeiten festgestellt, und das SSE-Personal kann dementsprechend handeln, bevor es zu größeren Problemsituationen kommt. Einerseits kann also auf diesem Weg bereits frühzeitig reagiert werden, so dass die Probleme erst gar nicht weiter entstehen. Andererseits kann im Fall von Problemen veranlasst werden, dass weitere Dienstleistungen von anderen Anbietern, so des SePAS, CePAS oder externer Dienste in Anspruch genommen werden.
An dieser Stelle sei die Wichtigkeit der Zusammenarbeit des SSE und SePAS zu unterstreichen, da sich beide in diesem Punkt durch ihre jeweiligen Arbeitsweisen ergänzen, und, gemeinsam mit dem Jugendlichen, den Eltern oder weiteren Mitgliedern der Schulgemeinschaft, dazu beitragen, dass der Jugendliche genau dort unterstützt und betreut wird, wo es für sein Wohlbefinden nötig ist.
Welche Elemente spielen beim Aufbau einer Vertrauensbasis eine Schlüsselrolle?
Niederschwelligkeit und Partizipation können bei der Frage nach dem Aufbau einer Vertrauensbasis als Schlüsselelemente bezeichnet werden. Damit der Jugendliche auch freiwillig und gerne an Aktivitäten und Projekten teilnimmt, ist es besonders wichtig, dass dieser sich auch aktiv beteiligen kann, das heißt die Aktivitäten sowie den „Raum” mitgestalten kann. Die Jugendlichen sind Mitgestalter und nicht die „zu Erziehenden”. Die Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen begleiten und betreuen den jungen Menschen in seinem Entwicklungsprozess, lassen ihm dabei den Freiraum, sich selbst kennen zu lernen, einzuschätzen und zu entfalten. Dies stärkt und fördert das Selbstbild, das Vertrauen in die eigene Person und in die eigenen Fähigkeiten. Zudem animiert es den jungen Menschen dazu, sich auch aktiv beteiligen zu wollen, dies sowohl am Alltagsgeschehen, am Schulleben, aber auch am politischen und soziokulturellen Leben.
Autor
Service de la Jeunesse – Ministère de l’Education nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse