„Was bin ich? Was soll ich tun?“ Die Ausgangslage: Rollenklärung und Aufgabenbestimmung
Die Services socio-éducatifs sind noch relativ jung und wurden in den meisten Schulen ab dem Jahr 2017 gegründet (eigenständig oder als Teil der SePAS). Ein Teil ihrer Aufgaben war jedoch an sich nicht wirklich neu und wurde bereits von Lehrer*innen, vom SePAS oder von der Schulleitung erfüllt, beispielsweise die außerschulischen Aktivitäten, die Präventionsarbeit oder die Begleitung der Schülerkommitees. Die Rollenklärung, wer zukünftig wofür zuständig ist sowie die Frage, wie sich die Zusammenarbeit gestalten soll, ist für viele neu gegründeten SSE der Ausgangspunkt, so auch für die neuen SSE-Mitglieder des Lycée Technique Lallange (LTL). Die ersten Schritte bestanden erst einmal darin, seinen Platz in der Schule zu finden und sich zu überlegen, womit man eigentlich beginnen soll.
„Das ist der SSE!“ Die erste Hürde: Ständige Präsenz und Sichtbarkeit in der Schule zeigen
Entscheidend für eine erfolgreiche (Zusammen)arbeit der SSE in der Schule ist sein Bekanntheitsgrad, sowohl des SSE als Ganzes, als auch seiner einzelnen Mitglieder. Eine ständige informelle Kontaktaufnahme mit den Schülerinnen und mit dem gesamten Schulpersonal ist notwendig. Dies ist eine Frage der eigenen Haltung. Auch wenn dies am Anfang vielleicht etwas Überwindung kostet, so ist es empfehlenswert, dass das Personal sich nicht nur in sein Büro zurückzieht. Wichtig ist, in der Lehrerkonferenz auf die Kolleginnen zuzugehen und mit ihnen zu reden, damit diese wissen, dass es sie gibt und wofür sie zuständig sind. Dasselbe gilt in Bezug auf die Schüler*innen, zu welchen man sich ebenfalls einen Zugang verschaffen muss, indem man sie beispielsweise in den Pausen oder außerhalb der Schulstunden anspricht. Bekannt sein, sichtbar sein, so dass jeder weiß: „Das ist der SSE!“
„Was gibt es bereits?“ Analyse des bestehenden Angebots
Zuerst führten die Mitglieder des SSE im LTL eine Bestandsaufnahme sowie eine Analyse des bereits bestehenden Angebots an Aktivitäten durch. Es gab bereits einige außerschulische Sportaktivitäten und ein Makerspace, aber das Gesamtangebot war zu Beginn, aufgrund eines Ressourcenmangels, noch relativ klein. Und so stellte sich die nächste Frage: Was wünschen sich die Schüler und was ist umsetzbar?
„Welche Aktivitäten wollt ihr haben?“ Analyse der Nachfrage: Die Schülerumfrage
In einem weiteren Schritt wurde dann eine Umfrage bei allen Septimanern durchgeführt, um die Interessen der Schülerinnen abzufragen. Dabei hat sich ergeben, dass Sportaktivitäten bei den Jugendlichen sehr gefragt sind, so dass die Richtung damit erst einmal feststand. Neben den Sportaktivitäten wurden aber auch Erste-Hilfe-Kurse und Babysitter Kurse erwähnt. Diese sind sehr interessant für die Schülerinnen, weil sie ein Diplom und eine Bescheinigung erhalten, die sie auch später verwenden können.
„Neu im Angebot!“ Erste eigene Angebote
Parallel dazu wurden erste kleinere, eigene Aktivitäten zu den bereits bestehenden hinzugefügt. So wurde zum Beispiel, in Zusammenarbeit mit den Lehrpersonal der Sportsektion, jeden Freitag ab 15:00 in der Sporthalle einen offenen Jugendtreff angeboten. Alle außerschulischen Angebote wurden in einer Broschüre vorgestellt und an die Schülerinnen verteilt. Gleichzeitig erstellte das SSE einen neuen Instagram Account, um so die Schüler auch digital besser zu erreichen. Der Instagram-Scancode wurde überall sichtbar in der Schule aufgehängt. Ebenfalls sehr wichtig war ein Treffen mit allen Klassendelegierten, bei dem die Broschüre und die Angebote ebenfalls vorgestellt wurden. Die Klassendelegierten wiederum gaben die Informationen in ihren Klassen weiter. Daraufhin wurde ein klarer Anstieg der Teilnehmerinnen an den Aktivitäten festgestellt.
Elementar war zu diesem Zeitpunkt auch die Kommunikation mit dem Lehrpersonal, dies auf mehrfacher Ebene. Einerseits war sowohl der SSE als auch die Idee eines Jugendtreffs neu für die Schulgemeinschaft, was natürlich einige Fragen aufwarf. Hier war besonders wichtig, dem Lehrpersonal klar zu vermitteln, dass das außerschulische Angebot des SSE keine Konkurrenz für das bereits bestehende Angebot der Lehrer*innen zu schaffen. „Zusammenarbeit statt Konkurrenzkampf!“ lautete die Devise. Andererseits ging es aber gleichzeitig auch darum, weitere Interessenten zu finden, damit das Angebot noch erweitert werden konnte für das kommende Schuljahr.
„Wir haben doch kein Geld!“ Die nächste Hürde: Ein kleines Budget. Eigene Ressourcen vor externen Ressourcen
Die Schule hat nicht unbedingt ein festes Budget für den SSE vorgesehen. Dies ist jedoch an sich kein Problem. Bei allen Aktivitäten sollten zuerst die eigenen Ressourcen in der Schule genutzt werden.
So halfen zum Beispiel Schüler*innen mit beim Entwurf der Logos für die Broschüre, und das technische Personal half bei der graphischen Gestaltung. Bevor auf externe Partner zurückgegriffen wird, sollte zuerst überprüft werden, ob die benötigten Ressourcen nicht innerhalb der eigenen Schulgemeinschaft zur Verfügung stehen.
„Let’s make a plan!“ Koordination und Organisation: Treffen mit den Lehrer*innen und gemeinsames Planen
Nach bereits zahlreichen informellen Kontakten und Gesprächen wurde etwas später ein formelles Treffen mit etwa 25 interessierten Lehrerinnen organisiert. Den Befürchtungen einiger LehrerInnen, dass sie ihre eigenen Aktivitäten einstellen müssten und der SSE in Zukunft für alle außerschulischen Aktivitäten zuständig sei, wurde bereits entgegengewirkt. Die SSE-Mitglieder haben insbesondere eine Koordinations- und Kommunikationsrolle. Sie sorgen für die Sichtbarkeit der Angebote und garantieren die direkte Kommunikation mit den Schülerinnen. Neue Angebote kamen hinzu, wie beispielsweise ein Kunstatelier oder die bereits erwähnten Erste-Hilfe-Kurse und die Babysitter Kurse, welche sehr erfolgreich ankamen. Aber auch die Mitglieder der SSE selbst bieten einige Aktivitäten an. Vor allem gilt hier, den formellen Kontext ausklammern und mit den unterschiedlichen Rollen zu spielen, das heißt zum Beispiel auch, sich einfach mal an Sportaktivitäten beteiligen und dabei von den Schülerinnen zu lernen. Schließlich wurde auch die Zusammenarbeit mit dem Schülerkommitee verstärkt, unter anderem durch eine beratende Rolle für Projekte desselben. Insbesondere im Rahmen einer Evaluation des Angebots an Aktivitäten (neuen und bestehenden) ist eine Kooperation mit dem Schülerkommitee von großer Bedeutung.