Die „Liewensschoul“ richtet sich an Schüler*innen aus der Voie de Préparation der Klassen 7P, 6P und 5P. Die „Liewensschoul“ soll als Präventivmaßnahme dienen, damit Schüler*innen, denen der Schulabbruch droht, idealerweise nicht zu Schulabbrecher werden. Die gesamte Laufbahn dieser Schüler*innen ist in vielen Fällen bereits durch eine Reihe von schulischen Misserfolgen, disziplinarischen Maßnahmen und/oder sozialen Defiziten geprägt. Manche Schüler*innen treten in ihrer Klasse aufgrund bestimmter Auffälligkeiten des Öfteren in Erscheinung und sind so oft in ihrer Regelklasse nicht mehr zu bewältigen. Die „Liewensschoul“ bietet demnach eine Art Umleitung um das voraussichtlich „klassische Endergebnis“, den Schulverweis.
Das Betreuunsprinzip verläuft in einem 18 Wochen Zyklus. Die Wochen 1 – 6 werden als sogenannte Off School Phase bezeichnet. Das Schulische wird in diesem Zeitraum in den Hintergrund verschoben und bietet somit Raum für das „ICH“ der Schüler*innen. Dieser Zeitraum beinhaltet hauptsächlich den Gewinn des Vertrauens der Schüler*innen und somit die Basis für den darauffolgenden Beziehungsaufbau. In dieser Phase wird, zwecks Mitverantwortlichkeit, zusammen mit dem/der Schüler*in, nach und nach der individuelle Förderplan des/der Schüler*in aufgestellt.
In den sechs darauffolgenden Wochen wird der/die Schüler*in mit Hilfe des individuellen Förderplans auf die spätere Reintegration in seine/ihre Regelklasse vorbereitet. Das Schulische rückt wieder mehr in den Vordergrund, der/die Schüler*in wird spezifisch in seinen/ihren schulischen Schwächen unterstützt. Diese Unterstützung besteht größtenteils aus Wiederholungen zur Festigung des Schulstoffes. Des Weiteren erhält der/die Schüler*in ein Coaching für seine/ihre schulische Organisation.
Die letzten Wochen bestehen aus der progressiven Reintegration des/der Schüler*in in seine/ihre Regelklasse. In dieser Phase wird weiterhin mit dem/der Schüler*in gelernt, jedoch beginnt, nach Absprache mit dem/der Klassenlehrer* in, die Testphase zur Reintegration. In Funktion des Feedbacks des/der Klassenlehrer*in wird entschieden, in welche weiteren Fächer der/die Schüler*in in seine „Modul-Gruppen“ gehen könnte. Bei positiver Rückmeldung seitens der anderen Lehrer*innen werden die Stunden, während denen der/die Schüler*in in der Regelklasse funktioniert, progressiv hochgefahren. Ziel ist es, in dieser Phase, mittels unterschiedlicher Methoden, die vollständige Reintegration der Schüler*innen zu erreichen.
Sport
Durch Sport lernen die Jugendlichen ihren Körper und dessen Grenzen besser kennen und entwickeln so ein gesünderes, bewussteres Körpergefühl. Sie können sich Ziele setzen, diese erreichen und sogar darüber hinauswachsen. So entwickeln sie ein stärkeres Selbstbewusstsein, Körperhygiene und die Bereitschaft ausdauernder zu sein.
Ernährung
Die „Liewensschoul“ sieht die Ernährung der Jugendlichen als sehr wichtig an und versucht deshalb eine ausgeglichene sowie gesunde Ernährungsweise mit den Schüler*innen zu entdecken. Dies wird erreicht durch eine gemeinsame Planung der Gerichte, die über die Woche zusammen gekocht werden. Alle Nahrungsmittel werden zusammen aufgelistet, die Kosten und die Einkäufe werden gemeinsam mit den Schüler*innen verwaltet und erledigt. Den Schüler*innen wird so ermöglicht, auf eine partizipative und aktive Art und Weise „Neues“ zu entdecken, und die Bereitschaft von alten Ernährungsgewohnheiten abzulassen, wird unterstützt. Zusätzlich wird der bewusste und nachhaltige Umgang mit Nahrungsmitteln geschult.
Wildnispädagogik
Einmal wöchentlich bietet die „Liewensschoul“ einen gesamten Tag draußen in der Natur an, dies im Beisein des ausgebildeten Wildnispädagogen, Lehrer in der „Liewensschoul“. Die Wildnispädagogik soll es den Schüler*innen ermöglichen, zu sich selbst zu finden, sich selbst besser kennenzulernen, um so ein solideres Selbstbild aufzubauen. Ziel der Umsetzung von wildnispädagogischen Aktivitäten mit diesen Jugendlichen ist es, die angeborene, kindliche Neugier wieder zu entfachen, um die urtypische, menschliche Verbundenheit mit der Natur und die daraus resultierende Achtsamkeit gegenüber dieser und sich selbst zu stärken.
Tagebuch
Das Tagebuch ist ein wichtiges Element bei der reflexiven Arbeit mit Schüler*innen. Es bietet ihnen die Möglichkeit Erlebtes auf eine andere Art und Weise zu verarbeiten und sich zu erinnern. Dies kann ein einfacher Satz, eine Zeichnung, eine Kollage, Foto, … sein. Das Tagebuch begleitet die Schüler*innen während ihres gesamten Aufenthalts in der „Liewensschoul“ und darüber hinaus. Nach ihrer Reintegration können die Schüler*innen ihr Tagebuch als Erinnerung mit nach Hause nehmen, es weiterführen oder einfach darin stöbern. Das Tagebuch hat so einen nachhaltigen Effekt und wirkt langfristig.
Haushalten
Das Team der „Liewensschoul“ versucht den Schüler*innen einen realitätsnahen Einblick in das alltägliche Leben zu vermitteln. Dies geschieht durch rituelle Handlungen, wie z.B dem täglichen gemeinsamen Frühstück, welches gleichzeitig Raum für Gespräche schafft und der Tagesablauf gemeinsam geplant werden kann. Das Gleiche gilt für das Mittagessen. Kochen, den Tisch decken, abräumen und spülen gehört zum Alltag dazu. Zusätzlich wird das Haushaltsgeld zusammen mit den Schüler*innen verwaltet. Der Essensplan wird gemeinsam erstellt, die benötigten Zutaten aufgeschrieben. Alle Besorgungen werden mit den Schüler*innen erledigt. Sie werden auf diese Weise in alltägliche kooperative Prozesse eingebunden, tragen Mitverantwortung für das Wohlsein der ganzen „Liewensschoul“ und werden auf ihr späteres Leben vorbereitet.
Berufswelt entdecken
Durch intensive Arbeit (Berufsbeschreibungen, Perspektiven, Internetrecherchen, Firmenbesichtigungen, …) mit den Schüler*innen versucht das Team der „Liewensschoul“ die Interessensgebiete der Schüler herauszufiltern, um ihnen somit eine konkretere Zielsetzung zu ermöglichen. Bei Schüler*innen der 5P können in Zusammenarbeit mit lokalen Firmen, zusätzlich zu den regulären Praktika, noch weitere Schnupper-Praktika ermöglicht werden. So kann die Chance auf eine Lehrstelle im darauffolgenden Jahr erheblich gesteigert werden. Zusätzlich werden Vorstellungsgespräche oder Telefonate mit Firmenchefs geübt um die Schüler*innen bestmöglich auf den Ernstfall vorzubereiten. Und es wird ein komplettes Portfolio mit ihnen zusammengestellt, in dem sich alle notwendigen Dokumente für ein Vorstellungsgespräch befinden. Desweitern erhalten die Schüler*innen 3 Stunden Unterricht pro Woche in der Holzwerkstatt des ALR.
Tiergestützte Pädagogik
Die Jugendlichen werden auf einer naheliegenden Pferderanch in ihrer Entwicklung individuell begleitet. Sie können dort in einem außerschulischen Rahmen, durch die Unterstützung der Tiere, verschiedene Kompetenzen wie Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Körperwahrnehmung entwickeln. Darüber hinaus erwerben sie Wissen über die artgerechte Haltung der Tiere und lernen respektvoll mit ihnen umzugehen. Die Schüler*innen werden aktiv in verschiedene Tätigkeiten auf dem Hof eingebunden. Misten, Füttern, Einstreuen sowie die Versorgung der Tiere stehen auf der Tagesordnung. Die Aufgaben sollen zum Teil selbstständig geplant und umgesetzt werden, was wiederum gemeinsame Absprachen und den Zusammenhalt in der Gruppe erfordert. Anschließend arbeiten die Jugendlichen am Boden mit den Pferden, bewältigen mit ihnen zusammen z. B. einen Hindernisparcours, bei dem das Pferd als Spiegel des Jugendlichen fungiert. Ist der Jugendliche angespannt oder unsicher, wird das Pferd dementsprechend auf seine Kommandos reagieren.
Schulinterne Partner
Das Team der „Liewenschoul“ hat über die letzten 2 Jahre festgestellt, dass die enge Zusammenarbeit mit den internen Partnern der Schule, der Commission d’inclusion scolaire (CIS), dem Service psycho-social et d’accompagnement scolaire (SEPAS) und der équipe de soutien des élèves à besoins éducatifs particuliers ou spécifiques (ESEB) die ideale Konstellation ist, um schnell, effektiv und nachhaltig mit Schüler*innen, denen der Schulabbruch droht, zu arbeiten. So bietet die CIS die legale Basis für die Arbeit mit den Schüler*innen und deren Eltern, der SePAS bringt sowohl sozialpädagogische Elemente als auch eine professionelle psychologische Betreuung der Schüler mit ins Spiel. Die ESEB bietet die idealen Voraussetzungen für eine bestmögliche Feedbackkultur bei der Reintegration der Schüler*innen in ihre Regelklasse nach der Betreuung in der „Liewensschoul“.
Das Team der „Liewensschoul“
Das Team der „Liewensschoul“ besteht aus zwei Lehrern und einer Sozialpädagogin. Diese Multidisziplinarität ermöglicht es, tagtäglich professionell auf die breitgefächerten Bedürfnisse der ihnen anvertrauten Schüler*innen einzugehen und sie bestmöglich auf ihrem Weg aus dem drohenden Schulabbruch zu begleiten.
INFORMATIONEN ZUM TEAM DER „LIEWENSSCHOUL“
Palgen Caroline | Assistante sociale, arbeitet seit diesem Schuljahr als Éducatrice Graduée in der „Liewensschoul“ / SSE
Breuer Jo | Lehrer und Wildnispädagoge in der „Liewensschoul“. Mitgründer der „Liewensschoul“
Montalto Paul | Lehrer, Mitgründer der „Liewensschoul“