Freiwilligkeit, Niederschwelligkeit, Mitbestimmung und Mitgestaltung, Begriffe und Konzepte, die, wie in den vorigen Artikeln dargelegt wurde, zu den Hauptprinzipien der Jugendarbeit gehören. So gibt es mittlerweile eine Menge an Literatur, Definitionen und Referenzkader, welche alle zum Ziel haben, die Essenz der Jugendarbeit zu verdeutlichen und den Mehrwert dieser Prinzipien für die Jugendlichen hervorzuheben.
Da das Konzept „Jugendarbeit und non-formale Bildung in der Schule“ allerdings noch sehr jung ist im luxemburgischen Bildungssystem, herrschen hinsichtlich der Umsetzung noch einige Unsicherheiten und Unklarheiten.
Wie können die Prinzipien der Jugendarbeit in einem überwiegend formalen Schulsystem angemessen umgesetzt werden, und kann das überhaupt gelingen?
So lautet die meist aufgeworfene Frage bei der Diskussion um die Einführung und Integration von Jugendarbeit an Schulen. Eines der Hauptprobleme stellt dabei die Freiwilligkeit dar, denn die Jugendlichen sind in den meisten Fällen verpflichtet zur Schule zu gehen, halten sich also nicht freiwillig dort auf. Aber auch wenn keine Schulpflicht mehr besteht, stellt die Schule in erster Linie einen Ort dar, an dem sich der junge Mensch zwar aus eigener Entscheidung aufhält, allerdings da es notwendig ist, um eine bestimmte Ausbildung zu absolvieren sowie im Hinblick auf den zukünftigen Ausbildung- oder Berufsweg.
Wie schafft man es also, dass die Schüler sich nach einem langen Schultag noch weiterhin freiwillig in der Schule aufhalten wollen? Und ist dies überhaupt sinnvoll, wo es doch bereits ein großes außerschulisches Angebot, so in den Jugendhäusern und Vereinen gibt? Und ist es wirklich erwünscht, dass Jugendliche, anstatt in ihrer Freizeit unter sich zu sein, weiterhin in der Schule betreut werden? Sicherlich sollten diese Fragen, noch am Anfang eines neuen Prozesses stehend, differenziert beantwortet werden.
Einige Punkte lassen sich aber bereits hervorheben:
Das Ziel besteht nicht darin, die Prinzipien der Jugendarbeit und die non-formale Bildung, wie sie in non-formalen Bildungsinstitutionen und Jugendhäusern bestehen und auch erfolgreich umgesetzt werden, direkt in das Umfeld Schule zu implementieren. Das Konzept dient als Ergänzung zur formalen Wissensvermittlung, und es müssen natürlich gewisse Aspekte, welche mit der Institution Schule verbunden sind, bei der Umsetzung berücksichtigt werden. Die Schülerpopulation samt ihren Bedürfnissen, die Räumlichkeiten, die geographische Lage sowie die Prioritäten, welche sich aus dem Schulalltag für die jeweiligen Schulen herauskristallisierten, haben einen Einfluss darauf, wie sich die Prinzipien von Jugendarbeit und non-formale Bildungsansätze am sinnvollsten umsetzen lassen.
Ferner hat ein Blick in die Schulen gezeigt, dass bereits sehr viele Projekte und Aktivitäten an Schulen stattfinden, die genau den Prinzipien von Jugendarbeit und non-formalen Ansätzen entsprechen, und dies auch bereits vor dem neuen Schulgesetz von 2017. Mit der obligatorischen Gründung der Services socio-éducatifs an allen Schulen hat sich diese Tendenz gefestigt und sogar noch verstärkt, und immer mehr Schulen integrieren dieses noch junge Konzept in ihren Schulalltag und Schulentwicklungsplan. Im nächsten Teil dieses Heftes werden einige Projekte und Aktivitäten vorgestellt, die an verschiedenen Luxemburger Schulen umgesetzt werden und bereits existieren, und die zeigen werden, wie Jugendarbeit und non-formale Bildung an Schulen erfolgreich umgesetzt wird.
Auch stellen die Sozialpädagog*innen, die Erzieher*innen und das Lehrpersonal selbst aus ihrer Sicht dar, welchen Mehrwert Jugendarbeit und non-formale Bildung für ihre Schule hat.
Autor
Service de la Jeunesse – Ministère de l’Education nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse