Wie und wo kann ein Ort der sozialen Begegnung und der Mitbestimmung geschaffen werden?
Die Prinzipien der Jugendarbeit blicken bereits auf eine lange Tradition zurück und bilden den Kern der Jugendarbeit in den Jugendhäusern. Das Konzept „Jugendtreff” an Schulen orientiert sich stark an dem der Jugendhäuser, mit dem Unterschied, dass dieser Treffpunkt sich in der Schule befindet. Hier sei betont, dass der „Jugendtreff” in Form eines konkreten Raumes im Referenzkader als eine ideale Variante vorgestellt wird, aber keineswegs die alleinige Voraussetzung darstellt, um in der Schule niederschwellig und partizipativ zu arbeiten und die Prinzipien der Jugendarbeit umsetzen zu können. Die Haltung sowiedie Präsenz der Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen, welche die Jugendlichen eben genau in ihrer Welt treffen und zur Vertrauensperson werden, sind elementar und bilden nicht nur den Kern der Jugendarbeit außerhalb der Schule, sondern auch der Jugendarbeit in der Schule. Der „Jugendtreff” begünstigt und erleichtert aber die Schaffung eines Ortes der sozialen Begegnung, der Mitbestimmung, Mitgestaltung und Selbstentfaltung. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Identifikation kann somit gefördert werden, insbesondere wenn die Jugendlichen diesen Ort auch selbst mitgestalten können und sich mit diesem Lebensraum, der sich in der Schule befindet, identifizieren können. Der junge Mensch kann sich frei entfalten, wird dabei gestärkt und ernst genommen. Ist diese Basis geschaffen, so bietet dieser Ort der Begegnung eine ideale Möglichkeit ein positives Schulklima zu schaffen und demzufolge zu einem größeren Wohlbefinden in der Schule beizutragen.
Der „Jugendtreff“: Ein Ort der sozialen Begegnung und der Mitbestimmung
Auch für die Schülerkomitees, welche seit dem neuen Schulgesetz von 2017 ebenfalls an jeder Schule bestehen, mit dem nötigen Material und einem Raum ausgestattet und begleitet werden müssen, kann der „Jugendtreff“ einen geeigneten Ort darstellen, um sich zu treffen, auszutauschen und mit den anderen Schüler*innen näher in Kontakt zu treten und eine stärkere Präsenz in der Schule zu erwerben, ganz im Sinne einer offenen und partizipativen Schulkultur.
Wie kann ein „Jugendtreff“ gestaltet werden?
Als Ort der Begegnung erfüllt der „Jugendtreff“ mehrere Funktionen: Das „Sein“ unter Peers spielt bei der Gestaltung eines „Jugendtreffs“ eine Schlüsselrolle. Gemeint ist hier einerseits das Zusammensein mit seinen Freund*innen und mit Gleichaltrigen. Andererseits beinhaltet dieses „Sein“ auch die persönliche Entfaltung, die Möglichkeit „sich selbst zu sein“ oder/und sich selbst samt seinen Fähigkeiten kennen zu lernen, zu entwickeln und einzubringen. Daher stellt der „Jugendtreff“ idealerweise einen Raum dar, der es erlaubt, sich auch einmal zurück zu ziehen und zur Ruhe zu kommen, das heißt einfach mal allein zu chillen oder mit seinen Freund*innen abzuhängen. Ferner stellt der „Jugendtreff“ auch einen Ort dar, an dem Aktivitäten gemeinsam geplant und durchgeführt werden. Da diese Aktivitäten in erster Linie außerhalb der Schulzeit stattfinden, ist der Aspekt der Freiwilligkeit von Bedeutung. Auch hier gilt wieder, dass die Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen die Jugendlichen in die Gestaltung der Aktivitäten einbeziehen. Auch wenn die Rolle des Fachpersonals darin besteht, die Aktivitäten innerhalb eines nonformalen Rahmens zu organisieren, so werden die Interessen sowie die Bedürfnisse der Jugendlichen dabei berücksichtigt.
Schließlich bietet der „Jugendtreff“ den Jugendlichen einen Ort des Vertrauens. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Präsenz der Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen, welche Bestandteil dieses Raumes und Ortes sind und auch als solchen wahrgenommen werden, sowohl von den Jugendlichen als auch von der ganzen Schulgemeinschaft. Daher ist es wichtig, dass das Fachpersonal seinen festen Platz und Bereich zum Organisieren, Austauschen und Arbeiten bekommt. Im Idealfall verbindet der „Jugendtreff“ die drei genannten Funktionen, indem er a) einen Rückzugsbereich vorsieht, wo die Jugendlichen zusammentreffen und zur Ruhe kommen können. b) einen Aktivitätenbereich, in welchem freie sowie organisierte und spezifische Aktivitäten gemeinsam geplant und durchgeführt werden, zur Verfügung stellt. c) einen Arbeitsbereich und einen Versammlungsbereich für die Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen umfasst, welcher dem Fachpersonal einen festen und sichtbaren Platz in der Schule ermöglicht. Zudem kann dieser Bereich dem Schülerkomitee als Versammlungsbereich dienen, sowie einen Ort für individuelle Gespräche darstellen.
Die Rolle des Fachpersonals liegt hier vor allem darin, einen Raum zu schaffen, der für die Jugendlichen einen Ort darstellt, an dem sie sich wohlfühlen und sich gerne aufhalten. Der Raum muss daher auch „ihr“ Raum sein, damit er für sie attraktiv wird. Voraussetzung hierfür ist insbesondere der Aspekt der Mitgestaltung und der Mitbestimmung, das heißt die Jugendlichen werden in die Gestaltung des „Jugendtreffs“ mit eingebunden und ihre Vorschläge werden ernst genommen und auch umgesetzt.
Autor
Service de la Jeunesse – Ministère de l’Education nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse